Wie fast jeder heranwachsende Junge wurde auch Raffael Platzer vor allem von seinem Vater geprägt.
Schon früh faszinierten ihn die Geschichten des ehemaligen Schwergewichtsboxers und -Ringers, ließ sich Platzer-Junior auch von der Asienleidenschaft seines Vorbildes anstecken. ,,Mein Vater war seit jeher von der Kultur und Kunst Asiens fasziniert. Relativ früh war auch mein Zimmer ein fernöstliches Xf,einod mitten in der DDR“, erinnert sich der 37-lährige. Als Vater Platzer schließlich ein Karatebuch von einer seiner Reisen mitbrachte, stellte er damit, eher zufällig, die Weichen für die berufli-
Ein Missionar im Kampfgewand Raffael Platzer begann im Judo seine Kampfsportlaufbahn. Gelangweilt gab er auf und brachte erst sich, später anderen, Karate bei. Foto: Robert Michael che Zukunft seines Sohnes. ,,Vorerst machte er mich mit diesem Geschenk zum Chef meines Freundeskreises. Fast täglich traf ich mich mit den )ungs zum Training, ging Seite für Seite die abgebildeten Stellungen, Tritte und Schläge durch. Wir waren Exoten und stolz darauf‘, berichtet Raffael Platzer.
Auch wenn Karate offiziell verboten war, seine wenigen Anhänger in Kellern und im Verborgenen der Kampfsport-Leidenschaft Raum verschafften – Platzer lächelte nur, ging andere Wege. ,,Mit 16 Jahren gehört einem die Welt. Verbote werden in diesem Alter gebrochen, nicht befolgl“, weiß der Dresdner. So hieß es nach einem Jahr Training und einer stetig wachsenden
Trainingsgruppe,,,wir expandieren“. Platzer lernte den Sportdirektor des Getränkekombinats Koschütz kennen und landete seinen ersten großen Treffer. ,,Ich fragte ihn, ob er uns a]s Sektion Karate in die Betriebssportgemeinschaft aufnehmen
würde. Als Gegenleistung bot ich ihm an, mit meinen Iungs die Sicherheit bei Betriebsfesten zu übernehmen.“ Der Handel stand.
Platzer wurde mit 17 Iahren der jüngste Sektionsleiter und Trainer der BSG. ,,Das reichte uns natürlich nicht. Über ein Mitglied, das aus Potsdam zu uns stieß, lernten wir i,r:iiaf+“ii einen Westberliner Karatetrainer kennen. Wir baten ihn um Hilfe. Er
sagte zu und kam etwa einmal im Monat nach Dresden, um uns zu trainieren“, erinnert sich der gelernte Bank- und Finanzkaufmann. Vorteile, die Platzer zu Wendezeiten zu nutzen wusste. ,,Wir machten überall in der Region Karateschulen
auf.“ Meißen, I(otzsche,
März 14, 1999
0